Dublin-Abschiebungen stoppen!
Deport Dublin not refugees!
1.000 kleine gelbe Trillerpfeifen mit „Stop Deportation“-Aufdruck und kurzer Erfahrungsanleitung aus Osnabrück wurden am 16.9.2017 auf der Parade in Berlin rund um den „Dublin“-Motivwagen verteilt. „Deport Dublin, not Refugees“ war die Botschaft auf einem der Banner und vom LKW hing eine gelbe Riesentrillerpfeife – gegen den Fluch des Fingerabdruckes! Nachfolgend Auszüge einer beeindruckenden Rede der Geflüchteten aus Osnabrück zu ihrem erfolgreichen Kampf gegen die Dublin-Abschiebungen:
„ …Wir wählten das Meer und die Boote des Todes ohne eine klare Route. Inmitten der wütenden See hielten wir uns an der Hoffnung auf ein würdevolles Leben im Norden fest. Wir dachten, dass hinter den aggressiven Wellen des Mittelmeers das ‘gelobte Land’ liegt, das unser aller Leben rettet.
Wir wussten nicht, dass wir den Monstern der Gesetze, des Betons und der Bürokratie gegenüberstehen werden. Wir verbrannten unsere eigenen Finger, um den Geistern der Fingerabdrücke, der Vertreibung und der Zwangsabschiebung zu entgehen.
Die Angst vor der Polizei und der Verhaftung prägt jeden einzelnen unserer Tage im ‘gelobten Land’ Europa. Wir leben ein illegales Leben, obwohl wir vorher nicht dachten, dass wir, als menschliche Wesen, illegal sein könnten. Wir leben in Sammellagern, als wären wir in einem Hühnerstall und die Füchse der Zwangsabschiebung jagen uns, einen nach dem anderen.
Wir suchten nach einer neuen Zuflucht in den Wäldern, den Nächten und den Bahnhöfen, um uns vor den Geistern der Polizei und der Abschiebung zu verstecken. Die Zukunft unseres Lebens wurde wie ein Sprung ins Dunkle.
Dann, mit großer Solidarität und Unterstützung von No Lager, entdeckten wir das Geheimnis der Trillerpfeife. Die Trillerpfeife des gemeinschaftlichen Handelns und der Selbstorganisation wurde das Symbol unseres Widerstandes gegen Abschiebungen.
Mit den Trillerpfeifen konnten wir die Füchse der Zwangsabschiebungen verjagen. Seit mehr als drei Monaten halten wir Nachtwachen, um unsere Träume von einem einfachen und anständigen Leben zu beschützen – nicht mehr und nicht weniger. …“
(Vollständiger Redebeitrag auf englisch und deutsch)
Noch immer werden Geflüchtete in Europa hin- und hergeschoben. Viele erreichen Deutschland nach einer Odyssee durch Europa. Ausgelöst durch den Fingerabdruck, den sie bei ihrer ersten Ankunft z.B. in Italien abgeben mussten. Wegen der sogenannten Dublin-Verordnung soll das Land für ihr Asylverfahren zuständig sein, das ihre Einreise nicht verhindert hat.
Gegen die Abschiebungen innerhalb Europas gibt es jeden Tag stillen und lauten Widerstand:
Nicht nur in Osnabrück organisieren sich Geflüchtete gegen die Abschiebungen. Auch aus anderen Lagern erreichen uns Berichte kollektiver Proteste.
Viele werden nicht angetroffen, wenn sie früh morgens abgeschoben werden sollen. Sie schlafen bei Freunden oder Bekannten. Aber solange sie immer wieder an den Orten ihrer offiziellen Unterkunft auftauchen, gelten sie nicht als untergetaucht.
Manche bekommen Unterstützung von Kirchengemeinden und bleiben über Wochen bis Monate im Kirchenasyl – bis die 6-monatige Überstellungsfrist abgelaufen ist, innerhalb derer sie abgeschoben werden können.
Manche von uns haben sich noch im Flieger der Abschiebung widersetzt – und Piloten haben sich daraufhin geweigert, die unfreiwillig Reisenden zu transportieren.
Abgeschobene bleiben nicht in Italien – die allermeisten gehen erneut los. Zurück nach Deutschland und manchmal auch in andere europäische Länder. So lange, bis sie einen sicheren Ort zum Bleiben finden.Am 16. September haben wir unseren (oftmals stillen) Protest gegen die sogenannten Dublin-Abschiebungen, die Abschiebungen innerhalb Europas gemeinsam auf die Straße getragen.
Neben den Widerstandsgeschichten und –symbolen und –Bildern haben wir auch einen Guide mit praktischen Tipps verteilt, für alle die mit uns auf der Straße waren und noch immer von Abschiebungen innerhalb Europas bedroht sind:
Dieser Guide wird im Augenblick in möglichst viele Sprachen übersetzt und wird in Kürze über den oben genannten Link auch mehrsprachig abrufbar sein.
Zur Geschichte der Kämpfe gegen die Dublin-Abschiebungen ist ein längerer Artikel in einer Broschüre zur Balkanroute erschienen. Einmal in englischer Version – und einmal in deutscher Version (auf der Webseite von Lampedusa in Hanau).
Beteiligte Gruppen:
-
- Refugees for change Rhine-Main
- Exekutivausschuss der Geflüchteten in der Unterkunft im Ickerweg 120 in Osnabrück
- Refugee Cafe and Oromo Refugee Movement Darmstadt
- Lampedusa in Hanau
- und alle die sich dem Widerstand gegen die Dublin-Abschiebungen anschließen …
Deport Dublin not refugees!
Dublin-Abschiebungen stoppen!
Dublin-Abschiebungen stoppen! – Deport Dublin not refugees!
Dublin-Abschiebungen stoppen! – Deport Dublin not refugees!
Dublin-Abschiebungen stoppen! – Deport Dublin not refugees!
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